Wiesenhof – Rächt sich der Wunsch nach immer günstigerem Fleisch jetzt?

Seit Jahren werden die deutschen Fleischbetriebe von der immer günstiger werdenden Konkurrenz aus dem Ausland bedroht. Der Ausweg schien lange eine besonders effiziente Massen-Produktion, mit günstigen ausländischen Mitarbeitern, die teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen.
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Nach dem Coronavirus Ausbruch beim Fleischbetrieb Tönnies, müssen jetzt auch 1.100 Mitarbeiter des Wiesenhof Schlachthofs getestet werden. Das billige Fleisch, das den hohen deutschen Verbrauch abdecken soll, rächt sich jetzt. Bis jetzt wurde das Virus bei 23 Mitarbeitern des Putenschlachthofs von Wiesenhof bei Oldenburg nachgewiesen. Das Unternehmen will jetzt rund 1.100 Mitarbeiter testen und der gesamte Landkreis will nun Maßnahmen zur Viruseindämmung ergreifen.

Sind auch die Klimaanlagen bei Wiesenhof für den Ausbruch verantwortlich?

Der Hygiene-Experte Martin Exner von der Universitätsklinik in Bonn hat den Fleischbetrieb Tönnis eingehend untersucht. Seiner Meinung sind die Klimaanlagen in der Schweinezerlegung für den raschen Ausbruch des gefährlichen Virus verantwortlich. Die gesamten Produktionsräume werden aus Gründen der Lebensmittelhygiene bis auf teilweise 10º Grad gekühlt. 

Die Klimaanlage trocknet die Luft tagsüber, um das Wachstum von Mikroorganismen, wie zum Beispiel Salmonellen, zu verhindern. Um die Klimaanlage effizient zu betreiben, wird bei Tönnis die Luft aus der Schweinzerlegung wieder gekühlt und in die Räume zurückgeleitet. 

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Dieses Verfahren ist einwandfrei eine Maßnahme zur Kostenreduzierung, da es viel teurer wäre, komplett frische Luft aufzubereiten. In dem Betrieb bei Tönnis reklamierte Exner auch den Umstand, dass die wiederaufbereitete Luft nicht mit genug Frischluft aufbereitet wird. 

Image by Free-Photos from Pixabay 

Bei diesem Konzept muss nur ein Mitarbeiter mit dem Virus infiziert sein. Wenn der Virus in die Luft gelangt, verteilt er sich über die Klimaanlage in alle anderen Räume und Hallen des Unternehmens. Eine Infektionswelle ist unvermeidbar. Dazu kommt noch, dass sich Viren grundsätzliche bei kühleren Temperaturen schneller verbreiten. 

Kurz nachdem die ersten Coronavirus-Infizierten bei Wiesenhof identifiziert wurden, wurde auch bekannt, dass sich vier Mitarbeiter von Danish Crown in Essen im Landkreis Cloppenburg infiziert haben. Ob bei den beiden Betrieben auch die Klimaanlage für die rasche Verteilung des Virus verantwortlich gemacht werden kann, ist noch nicht bekannt. 

Wie weit sind wir an den Bedingungen in den Schlachthöfen schuld?

Die gesamte Fleischbranche steht seit Jahren unter Druck. Die Deutschen haben im letzten Jahr rund 60 Kilogramm Fleisch pro Einwohner verzehrt. Der Wunsch nach gutem aber auch immer günstigerem Fleisch treibt die Industrie immer effektiver und kostengünstiger zu produzieren. Falls dies nicht möglich ist, stehen schon viele ausländische Unternehmen bereit, um die Nachfrage zu sättigen.

Image by Daniel Friesenecker from Pixabay 

In der Presse wurden in den letzten Tagen die Personalpraktiken der Unternehmen kritisiert. Die Methode Drittunternehmen für Bereitstellung des Personals zu beauftragen, ist aber nicht nur in der Fleischindustrie beliebt. Die teuren Sozialkosten und die hohen Personalkosten können dadurch vermieden werden. Wie gesagt, die Fleischindustrie ist nicht die einzige Branche, die Personalkosten mit Drittunternehmen spart. 

Eines dürfte klar sein, hohe Hygieneregeln können mit ausländischen Mitarbeitern, die meistens nur geringe Deutschkenntnisse und keine branchenspezifische Ausbildung besitzen, nur sehr schwer umgesetzt werden. Sie werden an den Produktionslinien so eng aneinander eingesetzt, dass sich jeder Erreger schnell verbreiten kann. 

Landwirtschaftsministerin will weitere Infektionen bei Wiesenhof verhindern

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat sich zu dem Ausbruch bei Wiesenhof geäußert. „Nun geht es darum, die Gesundheit der weiteren Mitarbeiter zu schützen und das Infektionsgeschehen so wirkungsvoll wie möglich einzudämmen. Es ist konsequent und richtig, alle Mitarbeiter des Unternehmens nochmals zu testen. Dass die Mitarbeiter bei einer vorangegangenen Untersuchung negativ getestet wurden, zeige, dass man weiterhin sehr wachsam sein muss.“

Otte-Kinast weist auch darauf hin, dass die Covid-19-Ausbrüche in Verteilerzentren der Logistikbranche und in fleischverarbeitenden Betrieben zeigen, welche Gefahren von einem Arbeitsumfeld mit hoher Personaldichte durch das Coronavirus ausgehen. Sie erwartet von den betroffenen Unternehmen, dass Sie ihre Pandemiepläne nochmals auf Wirksamkeit zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen bei Abständen der Mitarbeiter, Ausstattung mit Schutzausrüstung und Produktionsabläufen vorzunehmen. „Wenn es in diesen besonderen Zeiten erforderlich ist, in bestimmten Bereichen der Betriebe die Kapazitäten herunterzufahren, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu gewährleisten, dann muss das jetzt geschehen.“

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Worauf die Landwirtschaftsministerin nicht hinweist, das das Verbraucherverhalten auf die neue Situation angepasst werden muss. Der Wunsch nach immer billigerem Fleisch kann durch deutsche Betriebe nicht abgedeckt werden, wenn hohe Qualitäts- und Hygienenormen eingehalten werden müssen. Erst wenn die Verbraucher auch bereit sind höhere Preise für deutsche Produkte auszugeben, kann die deutsche Fleischindustrie die hohen Anforderungen erfüllen. 

Bildrechte Cover foto: Image by RitaE from Pixabay 

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Thomas Pentzek

Thomas Pentzek

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